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Eine Insel aus Eis und Feuer – und wie man daraus Energie gewinnt…

Unser CBS-Mitglied Theresa war für ein Semester mit dem Erasmus Programm in Island. Hier ein Einblick in das isländische Energiesystem.

Geothermiekraftwerk Hellisheidi versorgt Reykjavik mit Strom und Fernwärme; Standort einer CCS-Anlage

Die Einwohnerzahl Islands liegt bei etwas mehr als der Hälfte der Einwohner Stuttgarts. Doch das Land hat eines der höchsten Energieverbräuche pro Kopf [1]. Das liegt nicht nur an der Liebe der Isländer zu ihren Thermalbädern, die in fast jedem Ort zu finden sind oder der Angewohnheit die Zimmertemperatur über das Öffnen von Fenstern zu regeln, sondern vor allem auch and der energieintensiven Industrie, die sich in den letzten Jahren auf der Insel angesiedelt hat. Dass das Land so attraktiv für Aluminumschmelzen und Data Center ist und Isländer die Temperaturen über Fenster statt Thermostate regeln, hat einen einfachen Grund. Energie ist billig hier!

Turbinenhalle Hellisheidi mit sechs Hochdruck- und einer Niederdruck-Turbine; maximale elektrische Leistung: 303 MW; Fernwärme: 400 MWth

Das Land hat riesige Ressourcen an Wasserkraft und Geothermie. 85% des Primärenergieverbrauchs wird aus regenerativen Quellen gedeckt. Beim Stromverbrauch sind es praktisch 100% [2]. Schwimmbäder, Häuser du sogar die Bordsteine in Reykjavik werden mit Geothermie beheizt. Die erneuerbaren Ressourcen werden vielseitig verwendet, auch wenn bei großen Bauprojekten immer wieder den Naturschutz betreffende Kritik und Bedenken aufkeimen wie beim Bau des Kárahnjúkar Wasserkraftwerks, welches für die Versorgung einer Aluminiumhütte gebaut wurde [3].

Das Geothermalgebiet Gunnuhver auf der Reykjanes Halbinsel ist ein gutes Beispiel für die vulkanische Aktivität auf der ganzen Insel

Ich war zu Besuch im Geothermiekraftwerk Hellisheiði, welches die Region Reykjavik mit Strom und Fernwärme versorgt. Der Betreiber des Kraftwerks ON Power beschäftigt sich aber nicht nur mit Strom- und Wärmeversorgung, sondern ist gleichzeitig der Betreiber eines Großteils der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Island. Am Standort Hellisheiði ist ON Power beteiligt an kooperativen Projekten mit anderen Unternehmen. Gemeinsam mit Carbfix und Climeworks wird dort eine CCS (Carbon Capture and Storage) Anlage betrieben, wobei CO2 in Wasser gelöst in das Erdreich eingebracht wird und sich dort verfestigt und somit gebunden wird [4]. In einem anderen Projekt werden Nahrungsergänzungsmittel aus Algen hergestellt. Die Firma VAXA bezieht hierfür Strom und CO2 aus der Geothermie-Anlage für das Algenwachstum.

Perlan – Heißwasserspeicher für das Fernwärmesystem in Reykjavik, außerdem ist es ein Museum

Island hat das Glück mit einem Reichtum aus Erneuerbaren Energien ausgestattet zu sein. Firmen wollen sich in dem Land ansiedeln, um an diesem Reichtum teil zu haben. Für die isländische Wirtschaft kann das eine große Chance sein, doch es stellt das Land auch vor die schwierige Aufgaben eine Balance zu finden zwischen der Ansiedlung von Unternehmen, dem Ausbau ihres Energiesystems und dem Bewahren ihrer einzigartige Natur und Ökosysteme.

[1] https://ourworldindata.org/grapher/per-capita-energy-use?tab=table

[2] https://www.government.is/topics/business-and-industry/energy/

[3] https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur/islands-neue-not

[4] https://www.on.is/en/news/climeworks-on-power-and-carbfix-lay-the-foundation-to-scale-up-carbon-dioxide-removal-significantly-to-4000-tons-per-year/